Philosophie der nahöstlichen Moderne

In der modernen nahöstlichen Welt markieren Philosophinnen und Philosophen auch eine deutliche Präsenz in u.a. von Politikern, Theologen, und Juristen geführten Diskussionen um gesellschaftsrelevante Anliegen. Dazu zählen beispielsweise die Bestimmung der Aufgaben von religiösen, zivilgesellschaftlichen und staatlichen Institutionen und Akteuren sowie Grundsatzfragen zu Staats(re)formen, nationalen und supranationalen Identitäten, des individuellen und kollektiven Handelns und der Menschenrechte, nicht minder aber auch die Kontroversen um die Erkenntnisarten und -ziele sowie die Grenzen der Natur-, Geistes-, Human- und Sozialwissenschaften.

In unserem Institut ist neben der allgemeinen politischen und Ideengeschichte des Nahen und Mittleren Ostens auch die dortige Philosophie in Forschung und Lehre gut verankert. Unsere Forschungsinteressen sind dabei insgesamt doppelt gerichtet. Zum einen suchen wir die innerphilosophischen Diskurse und Argumentationszusammenhänge philosophierend bzw. philosophiegeschichtlich nachzuvollziehen und kritisch einzuordnen. Zum anderen betrachten wir Philosophie als einen gesellschaftlichen Teil-Diskurs und nehmen ihre Wechselwirkungen mit anderen Diskursen sowie die gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen, in die sie eingebettet ist, in den Blick. Aufgrund der bisherigen und der geplanten Lehr- und Forschungsvorhaben sowie seiner internationalen Vernetzung sieht sich unser Institut dazu in der Lage, zur Sichtbarkeit der aktiven und vielfältigen nah- und mittelöstlichen Philosophie beizutragen und im Austausch mit philosophischen Instituten etwa in Tunesien, Marokko, Ägypten, im Libanon, in der Türkei und Iran, an den Debatten der Philosoph:innen und Philosophiehistoriker:innen vor Ort zu partizipieren.

Aus der bisherigen Forschung und Lehre an unserem Institut ergeben sich insbesondere die folgenden Themenbereiche für Qualifikationsarbeiten (jeweils für ein oder mehrere Länder synchron, diachron und auch im Vergleich mit Europa denkbar):

  • Philosophische Begriffsbildung;
  • Übersetzungen (aus kulturhistorischer oder terminologischer Sicht);
  • Rezeption westlicher Philosophie;
  • Rezeption ‘klassischer islamischer’ Philosophie;
  • Rezeption nahöstlicher zeitgenössischer Philosophie;
  • Einzelströmungen (etwa: Rationalismus, Utilitarismus, Logischer Empirismus, Intuitionismus, Phänomenologie, Lebensphilosophie);
  • Politische Philosophie;
  • Einzelkonzepte (etwa: Freiheit, Herrschaft, Menschenrechte, Toleranz, Kritik und Selbstkritik);
  • Philosophie, Wissenschaft und Religion;
  • Philosophie und Mystik;
  • Philosophie und Literatur;
  • Institutionsgeschichtliche Verankerung der Philosophie.
  • Religionskritik am Beispiel dreier iranischer Dissidenten: Āḫūndzāde (1812-1878), Kermānī (1853/54-1896) und Kasrawī (1890-1946) (durchgeführt von Mahdi Rezaei-Tazik)
  • Die Heidegger-Rezeption in Iran (durchgeführt von Urs Gösken)
  • Der Existentialismusmus ʿAbdarraḥmān Badawīs (1917-2002) (durchgeführt von Sevinç Yasargil)
  • Der Materialismus-Streit auf Osmanisch (durchgeführt von Enur Imeri)